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Der „Apfelpfarrer“ Korbinian Aigner – ein Oberbayer zwischen Pfarramt, Obstbau und KZ

Vortrag von Prof. Dr. Peter J. Brenner

Korbinian Aigner (1885-1966) war katholischer Pfarrer in der Nähe Freisings bei München. Sein Leben lang hat er sich für die Förderung des Obstbaus in Bayern engagiert. Um 1912 hat er begonnen, alle ihm zugänglichen Apfel und viele Birnensorten in postkartengroßen Aquarellen zu dokumentieren. Auf diese Weise entstanden im Laufe der Jahrzehnte rund 650 Bilder mit verschiedenen Apfel- und knapp 300 Bilder mit Birnensorten.

Korbinian Aigner hatte im „Dritten Reich” als Pfarrer und Schullehrer mehrfach die nationalsozialistischen Machthaber öffentlich kritisiert. 1940 kam er dafür ins Gefängnis, anschließend ins KZ Dachau. Während dieser Zeit hat er nicht malen können, es ist ihm aber gelungen, vier Apfelsorten zu züchten, die er mit KZ-1 bis KZ-4 bezeichnete.

Aigners Obstbilder sind zugleich Kunstwerke eines begabten Amateurs, der seine Maltechnik im Laufe der Jahrzehnte immer weiter verfeinerte. 2012 wurden rund 400 dieser Bilder bei der dOCUMENTA (13) gezeigt. Seitdem sind sie gefragte Objekte für Ausstellungen in verschiedenen europäischen Museen.

Aigner hat die Bilder dem Lehrstuhl für Obstbau der Technischen Hochschule München vermacht. Heute lagern sie im TUM.Archiv der TU München.

Zur Person:
Prof. Dr. Peter J. Brenner (geb. 1953) ist Direktor des TUM.Archivs der Technischen Universität München. Er studierte Philosophie, Germanistik, Komparatistik und Pädagogik an der Universität Bonn und war von 1981-1991 Wissenschaftlicher Assistent an der Universität Regensburg. Von 1991-2009 war der Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität zu Köln; von 1999 bis 2009 auch Leiter des privaten „IMSW – Institut für Medienevaluation, Schulentwicklung und Wissenschaftsberatung“.

2009 wechselt er an die Technische Universität München, zunächst als Gründungsgeschäftsführer der TUM School of Education. Von 2010 bis 2014 war er Akademischer Direktor an der TU München, seit 2014 ist er Direktor des TUM.Archivs.

Brenner ist Mitbegründer des Kommunalpolitischen Bürgerarbeitskreises „Mehr Licht in Mering!“

Der Referent hat zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen zur Kultur, Literatur  und Bildungsgeschichte sowie Beiträge in Presse, Funk und Fernsehen zur Bildungspolitik vorgelegt. Zuletzt erschienen seine Bücher „Bildungsgerechtigkeit“ (Kohlhammer Verlag 2010), das „Lexikon der Geisteswissenschaften“ (zus. mit Helmut Reinalter; Böhlau Verlag 2011) sowie „Thomas Mann in München“ (Bauer Verlag 2013).